Der Goldpreis erlebte am Freitag einen kleinen Aufschwung. Das Fortkommen hängt kurzfristig von weiteren technischen und fundamentalen Bedingungen ab.
Goldpreis-Impuls am Freitag
In der zweite Handelswoche des Jahres tendierte der Goldpreis zunächst weiter Richtung Süden. Die Wende kam am Freitag. Schon zu Handelsbeginn fingen die Edelmetall-Kurse an, zu steigen. Mit der Bekanntgabe der jüngsten Daten zu den US-Erzeugerpreisen schalteten die Edelmetall-Kurse noch einmal einen Gang nach oben. Denn der „Markt“ wartete auf eine Bestätigung der im Dezember von der Fed gesendeten Signale. Nämlich, dass es in diesem Jahr mindestens drei Zinssenkungen in den USA geben wird. Da die Inflationsindikatoren milder ausfielen als erwartet, gaben die Anleiherenditen nach und Gold vollzog ein versöhnliches Wochenfinish. Mehr dazu: Goldpreis steigt nach US-Inflationsdaten
Was geschah vergangene Woche am US-Terminmarkt? Dazu betrachten wir zunächst die aktuellen CoT-Daten mit den Positionen der größten Händlergruppen im Geschäft mit Gold-Futures per 9. Januar 2024.
CoT-Daten
Hier sank die Netto-Short-Position der „Commercials“ erstmals nach drei Wochen – um 7,5 Prozent auf 217.701. Auf der Gegenseite nahm die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um 9 Prozent ab auf 188.614 Kontrakte. Dabei sank die Netto-Long-Position der Untergruppe des „Managed Money“ (Hedgefonds, Investmentgesellschaften) sogar um knapp 19 Prozent auf 88.459 Kontrakte.
Open Interest
Währenddessen gab auch der Open Interest im Vorwochenvergleich um 4,5 Prozent nach auf 489.849 Kontrakte. Aber bis zum Handelsschluss am Freitag ging es wieder um 1,7 Prozent nach oben auf 498.334 Kontrakte.
Gold-Optionen
Bei den Gold-Optionen sehen wir einen weiteren Anstieg des Open Interest um 6 Prozent auf 844.551 Optionen. Dabei stieg die Put/Call-Ratio auf 0,493 (Vorwoche: 0,48). Das heißt, auf 100 Put-Optionen kamen zuletzt 203 Call-Optionen (Vorwoche: 209). Somit nahm der Goldpreis-Optimismus in diesem Handelssegment gegenüber Vorwoche noch einmal etwas ab.
Goldpreis-Entwicklung
In der Vorwoche war die Goldpreis-Entwicklung noch von positiven US-Arbeitsmarktdaten belastet und von Zweifeln an schnellen Zinssenkungen. Mit den softeren Inflationsdaten wuchs die entsprechende Hoffnung an den Finanzmärkten erneut. Nachdem der Goldpreis bis zum Freitag zunächst seitwärts und am Donnerstag ein Wochentief bei 2.019 US-Dollar markierte, ging es zum Wochenschluss bergauf. Im Handel mit Gold-Futures wurde der letzte Kurs mit 2.053 US-Dollar pro Unze festgestellt (1.873 Euro). Damit gab der Goldpreis im Vorwochenvergleich lediglich einen US-Dollar ab.
COMEX-Gold-Lager
Unterdessen sanken die Goldbestände in den COMEX-Tresoren gegenüber Vorwoche um weitere 10.000 Unzen auf 20,02 Millionen Unzen. Allerdings stiegen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 1 Million Unzen auf 10,78 Millionen Unzen (alle Zahlen gerundet).
Erkenntnis: Bei einem Open Interest von 498.334 Kontrakten wurden Ende der Woche insgesamt 49.833.400 Unzen Gold in Form von Standard-Futures gehandelt (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war offiziell zu 40,2 Prozent mit entsprechenden Lagerbeständen gedeckt (Vorwoche: 40,5 %).
Lieferanträge
Diese Unterdeckung wird vom Börsen-Betreiber damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt werden. Das heißt, am Ende des Kontrakt-Monats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Wie hoch der Anteil ist, kann man ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung ersehen.
So meldete die Börsenaufsicht CFTC für den Kontraktmonat Januar bislang 3.451 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Das heißt, innerhalb einer Woche kamen lediglich 679 hinzu. Zum Vergleich: Im gesamten Dezember waren es 15.134 Anträge. Dagegen lag die Summe im bisherigen Rekordmonat (Juni 2020) bei 55.102 Anträgen auf physische Auslieferung des als Futures gehandelten Goldes.
Ausblick Goldpreis
Aus fundamentaler Sicht wurden die Annahmen über die nach der letzten Fed-Sitzung erwartete Geldpolitik kurzfristig bestätigt. Allerdings kann die Stimmung nach jeder Meldung mit gegensätzlichen Ergebnissen wieder kippen. Auch an den Aktienmärkten herrschte zuletzt etwas größere Nervosität. Denn die neue Berichtssaison hat begonnen und hier werden weitere Erkenntnisse über die konjunkturelle Entwicklung erwartet. In diesem Umfeld muss sich auch der Goldpreis in den kommenden Wochen behaupten. Dabei gilt es aus technischer Sicht auch darum, die Ende Dezember begonnene Konsolidierung zu verarbeiten.