Samstag,27.April 2024
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So dominieren JP Morgan & Co den Goldmarkt!

Das Volumen der von wenigen US-Banken gehaltenen Edelmetall-Derivate hat ein neues Rekordniveau erreicht. Es geht um rund 6.000 Tonnen „Papier-Gold“.

Gold vs. Papiergold

Ein Großteil des weltweiten Goldhandels wird nicht unmittelbar physisch abgewickelt, sondern in Form von Derivaten – auch Papiergold genannt. Dazu gehören auf institutioneller Ebene vor allem Futures/Forwards, Optionen und Swaps. Und: Einmal im Quartal veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde OCC (Office of the Comptroller of the Currency) einen Bericht über die Beteiligung der US-Banken am Derivate-Geschäft. Die dort aufgeführten Summen sind atemberaubend. Und das gilt auch für die Marktkonzentration. Betrachten wir zunächst den Gesamtmarkt.

Gold, Edelmetall, Banken, US-Banken, Derivate (Bild: Goldreporter)
Wenige US-Banken besitzen eine übermächtige Position auf dem Goldmarkt. Am Ende des ersten Quartals 2023 hielt alleine JP Morgan Edelmetall-Derivate im Nominalvolumen von 253 Milliarden US-Dollar. Das entsprach einem Marktanteil im Bankensektor von 53 Prozent. Und die Top-3-Banken hielten 97 Prozent Anteil (Bild: Goldreporter).

Gigantischer Derivatemarkt

Denn im ersten Quartal 2023 betrug das Nominalvolumen aller von US-Banken gehaltenen Derivate in Summe 217,60 Billionen US-Dollar (amerk. „Trillions“). Davon entfielen alleine 59,80 Billionen US-Dollar oder 27,5 Prozent auf den Branchenprimus JP Morgan Chase & Co. Die Top-5, darunter noch Goldman Sachs, Citibank, Bank of America und Wells Fargo, hielten mit 206,91 Billionen US-Dollar einen Marktanteil von 95 Prozent (Einzelheiten siehe Tabelle unten). Gegenüber Vorquartal ist das Gesamtvolumen noch einmal um 14 Prozent oder 26,6 Billionen US-Dollar angestiegen.

Liste der größten Derivate-Händler in der US-Bankenbranche: Alleine auf JP Morgan, Goldman Sachs und Citibank entfällt ein Marktanteil von jeweils rund einem Viertel. Das Nominalvolumen betrug im dritten Quartal insgesamt 217,8 Billionen (!) US-Dollar (Quelle: OCC).

Edelmetall-Derivate

Kommen wir zu Gold und Silber. Laut OCC-Report hielten die US-Banken Ende des dritten Quartals insgesamt Edelmetall-Derivate im Nominalvolumen von 480,37 Milliarden US-Dollar. Der Anteil der einzelnen Metalle wird nicht aufgeschlüsselt. Unserer Einschätzung nach handelt es sich aber zu mindestens 80 Prozent um Gold-Derivate. Das Volumen stieg gegenüber Vorquartal deutlich an – nämlich um 27 Prozent. Der steile Anstieg in den letzten beiden Quartalen (siehe Grafik unten; eigentlich schon seit 1. Quartal 2022) ist auf eine neue Erfassungsmethode zurückzuführen. Denn die Edelmetalle waren zuvor in der Statistik mit Devisen-Derivaten zusammengefast. Einzelheiten dazu finden Sie in diesem Artikel: Edelmetall-Derivate explodieren, JPM dominiert den Markt

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Edelmetall-Derivate in US-Banken-Hand: Schon zum 1. Quartal 2022 kam es aufgrund einer neuen Erfassungsmethode zu einem spektakulären Anstieg der Summe (Quelle: OCC).

Gold- und Silber-Derivate: Klumpenbildung

Auch bei Gold, Silber und Platin-Metallen (die erfahrungsgemäß nur einen sehr geringen Teil ausmachen) gibt es eine scharfe Marktkonzentration. Denn auf JP Morgan Chase & Co. entfiel mit 253,07 Milliarden US-Dollar an Edelmetall-Derivaten ein Marktanteil von 53 Prozent. Auf Platz zwei folgt Citibank mit 113,33 Milliarden US-Dollar und 24 Prozent des Kuchens. Die Top-4-Banken hielten einen Marktanteil von 97 Prozent.

Edelmetall-Derivate in den USA in Q3 2022: JP Morgan Chase & Co., Citibank und Bank of America sind hier die größten Player. Die Top-3 teilen sich 97 Prozent (!) des Marktes. Dagegen ist Goldman Sachs bei Gold und Silber kaum mehr aktiv (Quelle: OCC).

6.000 Tonnen Papier-Gold?

Rechnet man das Gesamtvolumen der von US-Banken gehaltenen Edelmetall-Derivate (480 Mrd. USD) alleine auf Gold um, so hätten die Geschäfte Ende März 2023 einem Umfang von 242,46 Millionen Unzen beziehungsweise 7.541 Tonnen Gold entsprochen. Angenommen, auf Gold entfiele ein Anteil von 80 Prozent den Edelmetall-Derivaten (384 Mrd. USD), so sprächen wir immer noch 193,96 Millionen Unzen beziehungsweise 6.033 Tonnen Gold.

Berechnungsgrundlage: Am letzten Handelstag des ersten Quartals 2023 notierte der Goldpreis zum Londoner Referenzkurs (P.M.) 1.979,70 US-Dollar pro Unze.

Zum Vergleich:

  • Die offiziellen Goldreserven der USA wurden zuletzt mit 8.133,5 Tonnen angegeben, Deutschland hielt 3.354,9 Tonnen Gold.
  • Dagegen beträgt die weltweite jährliche Goldförderung rund 3.700 Tonnen.
  • Mit einem Open Interest von 437.704 Kontrakten wurden am US-Terminmarkt zuletzt Gold-Futures (Standard-Kontrakt á 100 Unzen) im Äquivalent von 1.361 Tonnen gehandelt.

Den überwiegenden Teil der Edelmetall-/Gold-Derivate dürften US-Banken über Swaps oder Forwards handeln – also außerhalb der Börsen.

Klumpenrisiko?

Die Banken-Branche betont immer wieder, dass die immensen Derivate-Geschäfte prinzipiell durch entsprechende Gegengeschäfte abgesichert sind und das tatsächliche Kreditrisiko viel geringer sei.

Entwicklung des Nominal-Volumens und der Formen der von US-Banken gehaltenen Derivate im Quartalsvergleich (Quelle: OCC).

Allerdings wird es schwierig bei der Berechnung von Risiken, sollten im Derivate-Geschäft ein oder mehrere große Gegenparteien nicht mehr zahlungsfähig sein und ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Dann steht die ganze Branche schnell vor dem Abgrund, ähnlich wie nach der Lehman-Pleite im September 2008. Und in einem solchen Fall kommen dann auch die Preise für Silber und Gold deutlich in Bewegung.

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6 Kommentare

  1. Hoffentlich lagern nun wirklich 5.700 Tonnen physisches Gold in Manhattan. Denn das Derivatevolumen bezrägt schon mal 6.000 Tonnen. Das ist nicht mehr weit entfernt von dem Gesamtvolumen der ganzen USA.
    Und ob die im Falle eines Falles das physische Gold rausrücken um die Deriviate Gläubiger ( also die mit den Futures und Optionsscheinen) zu befriedigen, ist fraglich.
    Steht doch in den Bedingungen:
    Ein Optionsschein wie auch eine Aktie kann zum Totalverlust führen. Beide sind nicht durch Einlagesicherungen abgesichert.
    Physisches Gold in eigenen Händen jedoch schon.
    Da bin ich nämlich selbst der Wachmann und somit der sichere Hafen.

  2. Jetzt stellt sich mir die Frage: Werden solche Derivate hergestellt wie Giralgeld, quasi aus dem nichts?
    Könnten und tun diese Banken ihr Papiergold selbst emitieren? Und wenn ja, in welchem Umfang?
    Wie kann es sein, das so etwas legal ist?
    Dann wird das Papiergold im Prinzip beliebig erweitert und verwässert.
    So wäre natürlich eine Preismanipulation ohne Weiteres über Jahre möglich.

    Ich habe immer die Edelmetallmanipulation angezweifelt, da ich immer der Annahme war, Papiergold kann und darf nicht beliebig erzeugt werden. Doch wenn es so wäre, dann müsste ich @ maruti und vielen Anderen Recht geben.
    Letztendlich könnte man sich auch fragen, ob der Besitz von physischen Edelmetallen überhaupt Sinn macht.
    Denn eines ist klar: Wenn dieser Betrug( und so darf man es ruhig nennen) wie angenommen praktiziert wird, so wird es auch keinen nennenswerten Wertanstieg geben.
    Und wenn diese Bombe platzt, dann wird das Physische zwar an Wert expotentiell zunehmen, doch ob das noch hilft kann auch hinterfragt werden.
    Denn dann haben wir ganz andere Probleme……

    • @fritzthecat
      Diese Derivate ( Es sind eigentlich Versicherungsverträge), dienten ursprünglich zur Absicherung eines Erzeugers.
      Leider wurde das ausgeweitet und es entstanden unzählige Versicherungen, welche welche Versicherungspapiere herausgeben.
      Sie können in den USA hunderte Lebensversicherungen auf ebenso viele Menschen, welche Sie nicht mal kennen müssen, kaufen. Hier ist das nur bei nahen Verwandten, wie die Schwiegermutter gestattet.
      Ich gebe Ihnen recht, es ist ein legaler Missbrauch einer an und für sich guten Sache und es wäre Aufgabe des Gesetzgebers, dafür zu sorgen, dass kein Missbrauch getrieben wird.
      Ein Ansatz wäre das Trennbankensystem gewesen.
      Dann könnten die Derivate bei Hinz und Kunz hinter dem Kneipentisch gehandelt werden und niemanden würde es jucken.
      So aber werden für den Handel Ihre Spargelder auf dem Konto, ja sogar Ihre Rente und Sparverträge zum Zocken von und unter den Banken verwendet.
      Ja, den Banken ist es erlaubt, mit dem Geld auf ihrem Konto Derivate zu erschaffen und damit zu Zocken.
      Das nennt man ironischerweise auch noch Investment.
      Aus diesem Grund ist sozusagen die Bankenrettung mit Steuergeldern alternativlos geworden.

    • @fritzthecat
      Natürlich kann Papiergold vermehrt werden, vielleicht nicht beliebig, aber doch erheblich.
      Fiatmoney, also Ihre geliebten Euro, werden ja auch vermehrt, aus dem Nichts geschaffen.
      Wozu hat man denn eine Druckerpresse ?
      Ein Future, ein Derivat ist ein Vertrag auf Gegenseitigkeit.
      Nichts weiter.
      Ob der nun an der Börse oder in der Kneipe von Gladbeck gehandelt wird, spielt prinzipiell genau so wenig eine Rolle, als wenn jemand dort seine Krügerrand oder Brief-Tauben vertickert.
      Betrug wäre es nur, wenn es nach geltendem Recht verstösst, nicht aber nach Empfindungen. Dann wäre es höchstens unmoralisch.

  3. @Fritzthecat
    Sie werden doch nicht zweifeln? Natürlich macht es Sinn der Besitz von physischen Edelmetallen. Welche Alternative haben Sie noch, Immobilien, Aktien? Persönlich habe ich beides, aber ich versuche mich über mehrere assets abzusichern. Dazu gehört natürlich auch Gold, anonym gekauft, überall akzeptiert, solange Sie nicht oder nicht nur Goldbarren haben, erfreuen Sie sich an die schöne münzmotive. In dieser Sinne behalten Sie Ihr Gold, das was man hat, das hat man.

  4. Es gibt 5 mal soviel Papiergold wie physisches Gold. Ohne dieses wertlose Papiergold, wäre der Goldpreis 5 mal so hoch. So einen offensichtlichen Betrug können sich nur die USA leisten.

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